
Stell dir vor, ein warmer Sommerabend liegt über dem Garten. Inmitten von verwinkelten Laubhaufen, tief verborgen unter dem dichten Schatten der Hecken, beginnt ein kleines Wunder: Die Reise eines Igellebens. Während die Dämmerung sanft das Grün mit Gold überzieht, begegnen sich zwei stachelige Einzelgänger, getrieben von alter Natur. Das Igelmännchen umkreist mit geduldigen, schnaubenden Lauten seine Auserwählte, als würden sie ein jahrhundertealtes Karussell aufführen. Doch erst wenn sich das Weibchen bereit fühlt, sträubt sie ihre Stacheln nicht mehr, lässt Nähe zu – und so beginnt aus schüchterner Annäherung neues Leben.
Nach einer Tragzeit von etwa fünfunddreißig Tagen, in denen das kleine Igelweibchen heimlich ihr Nest aus Blättern und Gras baut, ist es so weit: Bei Nacht, im Schutz der Stille, kommen die Igelbabys zur Welt, meist zwei bis neun kleine, noch blinde und nackte Geschöpfe, jedes kaum schwerer als ein Esslöffel voller Erde. Die ersten Tage sind ihre Welt von Wärme und Geborgenheit bestimmt, Augen und Ohren fest verschlossen, nur das leise Atmen der Mutter gibt ihnen Halt.
Doch die Zeit vergeht – nach zwei Wochen blinzeln die Kleinen vorsichtig ins Licht und beginnen, ihre Umgebung zu erforschen. Die Mutter säugt sie unermüdlich, etwa sechs Wochen lang, bis die Igelkinder stark genug sind, sich auf ihre eigenen stacheligen Füßchen in die große Welt zu wagen. Mutig verlassen sie das vertraute Nest, neugierig und voller Entdeckerdrang, bereit, den Garten nach Insekten und Abenteuer zu durchstöbern.
Nicht alle schaffen es – so viele Gefahren lauern in der Menschenwelt. Straßen, Parasiten, hungrige Räuber und laute Maschinen. Doch jene, die überleben, sind wahre kleine Helden. Sie lernen, eigenständig zu leben, entwickeln einen feinen Geruchssinn und wissen bald, wo die besten Verstecke und leckersten Käfer zu finden sind.
Und wer als Mensch ein Herz für Igel hat, kann diesen kleinen Abenteurern helfen: mit wilden Ecken im Garten, Laubhaufen als sicheren Unterschlupf und einer Schale kühlen Wassers für durstige Seelen. So wird jede Igelgeschichte ein bisschen länger, jedes Leben etwas glücklicher – und der Garten ein Ort voller Geheimnisse, an dem neues Leben immer wieder beginnt.
Fakten zur Fortpflanzung beim Igel
- Paarungszeit: Mai bis August, teils bis September.
- Tragzeit: 32–36 Tage.
- Wurfgröße: 2 bis 9 Jungtiere je Wurf.
- Geburt: Die Igelweibchen bauen für die Jungen gut geschützte Nester.
- Entwicklung: Die Jungtiere sind bei Geburt blind und taub. Bis zum 14. Tag bleiben Augen und Ohren geschlossen.
- Säugezeit: 40 bis 45 Tage werden die Jungtiere gesäugt.
- Selbstständigkeit: Ab etwa 25 Tagen beginnen die Jungen, das Nest zu verlassen und selbst nach Nahrung zu suchen.
- Generell gilt: Nach sechs Wochen verlassen die jungen Igel das Nest und sind selbstständig.
